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Montag, 28. März 2011

Tongariro Crossing oder auch "mein härtester Tag!"

Also nun war ich im Tongariro Nationalpark und hatte mir vorgenommen den Tongariro Crossing zu gehen! Das ist ein ganz ganz bekannter Wanderweg hier! Der ist über 19km lang und dauert etwa 5-7 Stunden, je nachdem wie schnell man ist und wie viele Pausen man braucht! Also hab ich für mich mal so 5 1/2h bis 6h eingerechnet! Ganz schön lang! Allein schon weil ich nichts vom Wandern halte, wer mich kennt! ;-)
Um 5.45 Uhr ging der Wecker, denn ne Stunde später musste ich beim Bus im Whakapapa Village sein von aus mich der Bus zum Ausgangsort bringen wird! War dann auch überpünktlich da und noch im Dunkeln ging es mit dem Bus zum Mangatepopo Car Park, wo der Track beginnt! Also bin ich optimistisch und noch fröhlich losmarschiert! ;-) Aber auf dem Rücken hatte ich eine große Last zu tragen, die mir später noch zum Verhängnis werden sollte! Mein kleiner Rucksack war zu klein, da passt ja nur die Kamera und was Kleinkram rein, also musste ich meinen großen 70l Rucksack nehmen, weil ich zwischendurch ja auch was essen muss und vier Liter Wasser hatte ich mit, sodass ich mit allem zusammen bestimmt so auf an die 10kg kam, die ich auf dem Rücken hatte! Viel zu viel wie ich schon bald merkte und da zeigte sich meine nicht vorhandene Wander-Erfahrung!
Also es ging dann los! Die ersten 1,3km waren schön flach, also brauchte ich auch nur 15min! Es war offenes Gelände über Lavagestein! Ach so, ja wer es nicht weiß, also alle von euch wahrscheinlich :D, in dem Nationalpark gibt es drei Berge und das sind drei Vulkane! Der Mount Tongariro (1967m), der Mount Ngauruhoe (2291m) und noch einer, der jetzt aber nicht so wichtig ist! Ich ging daher, die Sonne schien nun schön vom Himmel und es schien ein schöner Tag zu werden! Aber der Schein trügt! Die 1,7km danach ging es nun langsam bergauf und es gab schon die ersten Felsen wo man hochklettern musste oder halt bzw groß Schritte machen musste! Neben dem Weg floss ein von Mineralien oder so rot verfärbter Bach! Ach so, der Ausgangsort lag übrigens bei 1150m! Merken! ;-) Nach 4,4km und einer Stunde kam ich bei den Soda Springs an! Noch war alles gut, aber von nun an gabs nur noch bergauf! Nach 5km wurde es langsam gut steil und ein ordentlich Wind kam auf! Alle hatten zu kämpfen, der Track war heute ziemlich voll! Viele Leute waren hier, die den Weg gehen wollten! War ja auch schönes Wetter! Kilometer 6,4 passierte ich nach 1h40min und nun wurde es langsam schon hart! Wohl auch wegen meinem Gepäck...! Hier am Kilometern 6,4 stand ich nun vor der Wahl, ob ich den Track normal weitergehe oder ob ich zusätzlich noch auf den Gipfel des Mount Ngauruhoe gehe! Und ich entschied mich leider falsch und habe mich dazu entschieden den Gipfel von 2291m zu erklimmen und jetzt stand ich ungefähr auf 1500m... Vor mir stand der Vulkan in Form eines schönes Kegels und oben mit einem tollen Krater und ich hatte den Gipfel von hier vor Augen! Also ging ich hoch! Für diesen Abstecher sollte ich 2-3h brauchen stand auf den Schildern! Waren auch einige Leute die hoch gingen...! Im unteren Teil des Kegels waren richtige Felsen wo man normal drauf hochgehen konnte, aber dann kam hauptsächlich nur noch kleine lose Vulkansbrocken und sogar teilweise so fein wie Sand! Und darauf muss man nun die nächsten paar hundert Meter hochgehen! Also jeder kann sich vorstellen wie schwer es bei Wind ist eine Sanddüne hochzugehen und das machte ich nun hier für mehrere hundert Meter mit 10kg Gepäck! Auf dem Weg hoch sah ich auch wie andere ihre Rucksäcke einfach liegen gelassen habe, weil es zu anstrengend ist, aber ich wollte das nicht! Keine Ahnung warum, vielleicht weil ich Angst hatte den nicht mehr wieder zu finden oder so... Die Beinen wurden nun bei jedem Schritt schwerer! Man sank zwischen den Steinen/Sand an und rutschte wie das bei so losem Gestein nunmal ist, immer was abwärts! Ich schätze mal, dass ich noch nicht ganz bei der Hälfte war, da schlug das Wetter absolut schlagartig um und ich und alle anderen Möchtegern-Bergsteiger befanden sich in dicken Wolken! In dem Nebel sah ich nun kein unten und kein oben mehr! Nur noch ein paar Leute, an denen ich mich nun orientierte! Der Tongariro Crossing ist auch bekannt dafür, dass das Wetter sehr schnell umschlagen kann und dort ist der Weg bestens gekennzeichnet, aber hier hoch gibt es keinen Weg! Der Wille hoch zum Gipfel ist der Weg! Naja so ging ich weiter nach oben! Nach oben kann man sich ja nicht verlaufen! Der Nebel wurde nun auch noch was dichter und der Weg wurde richtig hart und ich musste mit mir und dem Weg ziemlich kämpfen! Langsam kam mir das erste Mal in den Kopf umzudrehen, allein natürlich schon weil ich von oben nun nichts mehr sehen würde und eigentlich alles umsonst ist! Aber ich wollte das jetzt auch einfach durchziehen und ging weiter! Der Wind war auch echt kühl und ich war langsam so was von ihm Arsch! Ich tröstete mich damit, dass ich den Rucksack noch hatte, weil ich den sonst bestimmt nicht mehr wiedergefunden hätte, gibt halt keinen markierten Weg dort hinauf! Ich hatte dann echt oft im Kopf umzudrehen, aber es kam für mich nicht in Frage, auch wenn ich in dieser Situation wirklich schon langsam an meine Grenzen kam! Es war so was von scheiße anstrengend, das könnt ihr euch echt nicht vorstellen! Ich machte unheimlich viele Pause und setzte mich wenn es ging hin, um durchzuschnaufen und Kraft für die nächsten Meter zu sammeln! Und irgendwann nach 1h30min, ziemlich genau, erreichte ich den Gipfel, den Kraterrand auf 2291m! Ich war sowas von fix und fertig, dass ich mich darüber gar nicht so richtig freuen konnte, ich war echt am Ende! Oben waren auch noch zwei andere Jungs und wir machten von uns gegenseitig Fotos, auch wenn man außer uns und ein wenig Felsen nichts erkennen kann! Also kein toller Blick in den Krater, kein toller Blick übers Land! Alles umsonst, hab nur den inneren Schweinehund überwunden! 90min Tortur für nix! Nur der kleine Erfolg fürs Ego es ganz alleine auf 2291m geschafft zu haben! Immerhin hab ich mir gedacht...! Den Weg runter hab ich mich dann den beiden Jungs angeschlossen, weil so alleine im Nebel nach unten, kommt vielleicht nicht so gut! Aber auch zu dritt haben wir ganz schnell gemerkt, dass wir uns verlaufen haben bzw einen Weg runtergehen, den wir nicht hochgekommen sind! Runter war es natürlich einfacher, weil man große Schritte machen konnte und so immer Stück für Stück mit den Steinen rutschen konnte! Aber selbst das war anstrengend und man rutschte auch oft weg und landete dann unsanft auf den spitzen Lavasteinen! Irgendwann kamen wir natürlich mal aus den Wolken raus und stellten anhand unserer Karten fest, dass wir nun am Südkrater rausgekommen sind, etwa 20-30min von dem Punkt entfernt wo es hoch ging! So sehr sind wir 'abgetrieben' und haben uns im Nebel 'verlaufen'! Dort kam ich nun also nach 2h20min auf 1660m an! Naja so hatte ich mir immerhin das Stück Weg hierhin gespart! ;-) Endlich wieder auf dem Weg! Und meinen Rucksack hab ich auch noch, im Nebel hätte ich den nicht mehr so schnell gefunden, wenn ich ihn zurückgelassen hätte!!! Das tolle nun aber ist, dass man jetzt diese Tortur für Nüsse hinter sich hat und man nun weiß, dass man die nächsten 4h immer noch damit beschäftigt sein wird zu Wandern! Und zu meiner großen überschwänglichen Freude folgte auf dem Weg nun der nächste Anstieg! Die Jungs ließ ich ziehen, da kam ich echt nicht mehr mit und ich stellte fest, dass wirklich das Gewicht meines Gepäcks das Problem war! Jeder weiß ich mach viel Sport, aber hierbei ging mir total die Puste aus! Jeder Anstieg machte mich fertig! Meine Füße taten natürlich nun auch weh, da sind meine Deichmann-Wanderlatschen doch nicht so gut geeignet! Qualität ist das nicht! ;-) Aber egal, für meine Zwecke reicht es! Den Red Crater erreichte ich wieder nach einem ordentlich steilen Anstieg auf 1886m nach 4h40min! Inzwischen bekam ich sogar Krämpfe in einem Oberschenkel! Hatte ich auch noch nie... Aber hier am Red Crater konnte man auch nichts sehen! Inzwischen alles in Wolken gehüllt! Die totale Enttäuschung, dabei hatte es am Morgen so gut ausgesehen! Nach knapp 5h und etwas weniger als 9km des Tracks, also den einen beschissenen Berg nicht eingerechnet, erreichte ich die Emerald Lakes! Weiß nicht genau was das für Seen sind, ob das Schwefelseen sind oder sonst was, aber hier lag auf jeden Fall viel Schwefel in der Luft! Cool wenigstens mal etwas Vulkan-Stimmung! ;) Und von nun an sollte es außer zwei kleinen Anstiegen zwischendurch nur noch bergab gehen! Naja tat meinen Füßen aber auch nicht so gut! Auf dem Weg bergab passierte ich den Blue Lake, den ich aber gar nicht erst sah... Nach 6h erreichte ich die Ketetaki Hütte auf 1454m und machte dort mal was länger Pause! Hatte sogar Socken zum Wechseln eingepackt und beim Wechseln stellte ich fest, dass bei einer Socke die komplette Ferse durchgetreten war! Also war die eine Socke hinten ein einziges Loch! :D 13km hab ich bis hier hin zurückgelegt! Ohne jeden weiteren Anstieg ging es die restlichen Kilometer auf Wegen und Holzbohlen den Berg im Zick-zack hinunter und man konnte auch wieder was vom Land sehen! Nach 7h50min kam ich dann tot am Ziel an! Mir tat nun eigentlich alles weh! Ich bin ja wirklich nicht wehleidig und sonst echt hart im nehmen, aber das was ich da gemacht habe, hat mich fast an die äußeren Grenze meiner Leistungsfähigkeit gebracht! 7h50min 19km plus einem Anstieg auf fast 2300m marschieren mit etwa 10kg Gepäcke war einfach nur richtig hart und hat mich alle Kraft gekostet!
Ein Bus brachte mich nun zurück ins Village zu meinem Auto und im Bus redete niemand mehr! Alle waren kaputt! Es gibt bestimmt genug Leute die gerne Wandern und auch mit diesem Weg keine großen Probleme habe, aber für mich war das echt eine Herausforderung, die ich bestanden habe, aber nie wieder machen würde! Und natürlich meine Fehlentscheidung auf den Mount Ngauruhoe hat mich deswegen wohl auch am meisten Kraft gekostet! Hm ich seh mich noch teilweise auf allen Vieren da hoch kriechen...! ;)
Ich war dann nur noch Duschen, schnell was Kochen und noch bevor es 21 Uhr wurde, war ich schon am Schlafen! Ich war so unendlich erschöpft und konnte und wollte nur noch schlafen!

3 Kommentare:

  1. Uppps, ein bißchen lang geworden! Ja ich weiß, ich muss mich mal was kürzer fassen! Versprochen! :)

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  2. Hallo Marius,
    danke für deine packende Beschreibung!
    Schade, dass ein gedachtes Highlight so zur Tortour wurde. Einen sachgemäßen Kommentar zu so einer Situation abzugeben, ist für Daheimgebliebene sehr schwer. Aber jetzt nachdem du dich hoffentlich regeneriert hast, siehst du den zukünftigen Situationen wahrscheinlich hintergründiger entgegen.Weniger ist manchmal mehr.
    Kürze deine wirklich schönen Beschreibungen
    keinesfalls !!! Macht Spaß zu lesen.
    LG
    Deine Eltern

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  3. Huhu Brudi. Glückwunsch zu deiner Wanderung. Ich bin so ehrlich zu sagen das ich aufgegeben hätte. Schade das der Erfolg nicht gekrönt wurde mit schöner Aussicht von oben. Erhol dich jetzt schön bei nem Hamburger :)

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